Aero-Club Koblenz e.V.
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Die Geschichte des Aero-Clubs und der Fliegerei allgemein in Koblenz

Winterfliegen

28.01.2010

Dieser Winter ist wirklich hart. An den letzten beiden Wochenenden war kaum ein Start möglich, weil wir entweder Schneeschauer hatten, „Drizzle“ aus tiefhängenden Kaltluftwolken oder Dunst mit Icing Conditions, schon in der Platzrunde. Die Wetterfrösche behaupten, dass dies der erste „normale“ Winter in unseren Breiten seit 9 Jahren ist. Da muss man doch irgendwie in die Luft und das ganze fotografisch dokumentieren. Wohl dem, der in der Woche Zeit zum Fliegen hat. Am Donnerstag, 28.1.2010 hatte ich Glück. Ein freier Tag und ein GAFOR, der zumindest für den Nachmittag 2 Stunden fliegbares Wetter im Neuwieder Becken vorhersagt. Und das Wetter ist sogar besser, als vorhergesagt. Also ab zum Flugplatz, die D-MSCQ checken, tanken und ausräumen. Erstes Luftfahrthindernis: Viel Schnee auf dem Feldweg – mein Auto packt es nur mir Mühe, durch’s Tor zur Halle zu kommen. Schneeverwehungen. Zweites Hindernis: Schnee in der Halle – entlang des Mittelstreifens liegt ein 1,5 Meter breiter Schneestreifen, ca. 2-3 cm hoch. Der Nordwind hat den Schnee oben durch eine Öffnung im Dach reingeblasen. Also vor’m Ausräumen Schneeschaufeln und –als braves Vereinsmitglied - die D-MSCM vom Schnee befreien, deren Fläche es auch etwas erwischt hat. Dann Schnee auf dem Vorfeld und auf dem Rollweg, aber mit frei gewehten Lücken und insgesamt „rollbar“ zur frei geräumten Piste. Nach einem intensiven Check und langer Warmlaufzeit hebt die „CQ auf der „24“ ab und ich muss sie wie ein Windfähnchen in den Seitenwind drehen; 10-15 kt aus 300-330°. Schon im Querabflug werde ich mit einem tollen Blick auf’s die Mosel und das verschneite Maifeld belohnt. Schnell ein paar Bilder schießen. Nach nur 20 Minuten muss ich runter, weil die nächsten Schneeschauer schon wieder im Westen auftauchen und der Wind bockiger wird. Kurze Landung mit vollen Klappen auf der 24, der erste Abrollweg nicht nutzbar, der zweite auch nicht, aber der dritte. Weil’s so schön ist und die Schauer noch weit genug entfernt sind, der Seitenwind aber zum Üben einlädt, noch eine kurze Platzrunde. Den Flieger anschließend wieder in die Halle schieben - das Fahrwerk und die „Pushen“ voller Schnee vom Rollweg. Also, die Pushen runter, den Schnee entfernen, die Bremsen und das Fahrwerk mit einem Fön enteisen, dann mit einem sauberen Lappen alles trocknen, die Pushen wieder drauf und die Rumpfunterseite sowie die Streben und die Cowling putzen. Wer das nicht macht, kassiert zu Recht einen Anschiss – mindestens von Klaus Hinzen. Und so ein Anschiss kann heftiger als dieser Winter sein ;-)).

Rund 1,5 Stunden Arbeit für insgesamt 26 Minuten Flugzeit – für viele „unzumutbar“, für mein altes Segelfliegerherz kein Problem, ich hab' ja mal Zeit heute. Beim Segelflug machten wir oft schon für einen 5 Minuten Start einen ganzen Tag Dienst, wenn’s sein musste. Die Belohnung heute – ein schöner Flug und tolle Bilder.

Ulrich Thielmann