Wir unternehmen seit ca. 40 Jahren jedes Jahr eine Fliegertour mit unterschiedlichsten Zielen. Viele schöne Flüge haben wir so in den letzten Jahren, teils in Begleitung von anderen Fliegerkameraden, erleben dürfen. In diesem Jahr unter dem Eindruck der besonderen Corona-Situation war die Entscheidung klar: wir bleiben in Deutschland. Nach den Wetterprognosen für den vorgesehenen Zeitraum, 20.07.-25.07.20, haben wir uns dann für den Norden Deutschlands entschieden.
Montags früh war klar, dass der Hinflug über das Sauerland aufgrund der abziehenden Störung schwierig werden könnte. Auf dem Weg von Koblenz nach Allendorf-Eder sank dann die Wolkenuntergrenze ab, sodass ein Ausweichen ins Hessische Bergland notwendig wurde. Über Korbach und Höxter-Holzminden erreichten wir dann niedrigeres Gelände, die Wolken stiegen an und der Flug nach Ganderkesee war unproblematisch.
Nach einer Stärkung ging es dann weiter über Bremerhaven, Nordholz, Michaelisdonn nach Heide- Büsum (einer unserer Stammflugplätze im Norden). Bald stellte sich heraus, dass die Quartiersuche schwierig werden könnte, aber mit Hilfe des Flughafen-Personals bekamen wir ein Hotelzimmer in Büsum, ganz zentral, mit exzellenter Küche: Fischer-Frühastück mit Büsumer Krabben ist hier ein Muss.
Der nächste Tag zeigte, wie so oft, eine nach Osten abziehende Störung, so dass wir schon um 10.00 Uhr auf dem Weg zu der nordfriesischen Inseln waren. Bei 3500 ft Wolkenuntergrenze und traumhaft schönen Wolkenbildern ging es über Bremerhaven, Wihelmshaven zur Insel Wangerooge. Unter strenger Einhaltung der Flughöhe im Vogelschutzgebiet überflogen wir die Inselkette bis Juist, eine der ruhigeren Inseln ohne PKW-Verkehr. Nach einer kleinen Stärkung ging es zurück nach Heide-Büsum. Da der Tag noch nicht zu weit fortgeschritten war, entschlossen wir uns zum Weiterflug über Husum bis Dagebühl, von dort rüber zur Insel Föhr, dann über Langeness nach Pellworm, dann über St. Peter-Ording nach Heide-Büsum. Ein weiterer schöner Abend in dem schönen Fischer- und Hafenstädtchen bei hervorragender Küche.
Der nächste Tag begann wie der Vortag: letzte Nebelschwaden zogen ab und schon früh waren wir nach Osten Richtung Mecklenburgische Seenplatte unterwegs. Das Wetter unverändert gut, Wolkenuntergrenze bei 3000 ft, schöne Wolkenstrukturen bei sehr guter Sicht. Eckernförde und Kieler Förde blieben links liegen und schon war der kleine Grasplatz Grube in Sicht. Ein bisschen Smalltalk und schon ging es weiter über die Ostseebäder Schabeutz und Timmendorfer Strand. Schon kam Wismar in Sicht, zwischen Insel Poel und Festland sah man schon Rerik-Zweedorf liegen. 5 km weiter überflogen wir Kühlungsborn, das Luxushotel Heiligendamm und Bad Doberan. Über Fischland mit typischer Boddenlandschaft erreichten wir Prerow auf dem Darst. Von dort nahmen wir Kurs auf Stralsund und Flugplatz Rügen. Die Landung bei starkem Seitenwind war nicht leicht, aber sicher. Auch hier gönnten wir uns eine kleine Pause, um dann in aller Ruheausgiebig die Insel Rügen zu umfliegen.
Mit Kurs Greifswald ging es dann nach Anklam, wo wir hofften, abseits der Ostsee, ein Quartier zu bekommen. Beim Tanken erlebt man eine einmalige Kuriosität: nach Entfernen der Flugplatzumzäunung rollt man für MoGas an eine &oouml;ffentliche (KFZ-)Tankstelle – ein echter Gag. Alle Bemühungen der äußerst hilfreichen Tourist-Büro-Mitarbeiterin konnten jedoch kein Quartier in anklam und Umgebung finden, sodass wir ind 50 km entfernte Greiswald ausweichen mussten, welches wir per Bahn erreichten. Dieses Städtchen ist immer einen Besuch wert: bei 50000 Einwohnern leben dort 13000 Studenten und das Flair ist weltoffen.
Da für den nächsten Tag mehrere Tiefdruckgebiete aus Nordwesten erwartet wurden, entschlossen wir uns, unsere Tour mit einem gemütlichen Heimflug über Hildesheim zu beenden. Selten war ein Ausflug so von intensivem Erleben geprägt: alle Highlights der Nord- und Ostsee haben wir an nur 4 Tagen gesehen. Diese Route ist uneingeschränkt zu empfehlen. Natürlich sind solche Strecken sehr gut mit unserem exzellent motorisierten Motorsegler "Super-Dimona" (D-KEPT) zu bewältigen.
Dr. Rainer Ohnesorge und Heinrich Bersch