Aero-Club Koblenz e.V.
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Die Geschichte des Aero-Clubs und der Fliegerei allgemein in Koblenz

Sachsenmarathon

24. - 28. Mai 2017

Vier UL-Piloten vom Aero-Club nahmen Ende Mai am 25. Sachsen-Marathon in Brauna (Sachsen) teil. Der Abteilungsleiter der UL-Abteilung Lothar Teuchler war dort bereits zum dritten Mal am Start, und weil er jedes Mal begeistert aus Sachsen zurück kam, konnte er in diesem Jahr auch Hajo Sarnow samt Frau Edith und Harald und Ricarda Helm auf die Tour neugierig machen.

Am 24. Mai machten sich zunächst Lothar mit seiner Frau Anja in der A 22L und Harald und Ricarda mit der C42 trotz schlechter Wetterprognose gegen Mittag auf den Weg Richtung Osten auf. Tiefhängende Wolken und Böen bis zu 22 Knoten versprachen einen etwas unruhigen Flug. Nach einer ausgiebiegen Rast in Eisenach erreichten wir nach insgesamt 474 Kilometer den UL-Platz Brauna. Weil Maschine und Besatzung Durst hatten, der UL-Club Brauna aber nicht über so eine komfortable Tankanlage wie wir in Koblenz verfügt, dauerte es etwas, bis wir zum wohlverdienten Feierabendbier kamen: Jede der rund 70 Maschinen wurde per 20 l-Kanister und Trichter betankt- und beides war natürlich zunächst Mangelware. Zügig hingegen lief dann jedoch unsere Versorgung mit Leckereien aus der sächsischen Küche, sowie Getränken aller Art. Um 21 Uhr war das verpflichtende Briefing angesetzt und spätestens da merkte man: Dieser Verein hat etwas ganz Besonderes: Zusammenhalt, Spaß und engagierte Mitglieder (samt Frauen), die sich richtig darauf freuen, ihren Gästen etwas von ihrer Heimat zu zeigen. Jeder Teilnehmer bekam eine Mappe mit ICAO- und Anflugkarten, sowie weiterem Infomaterial ausgehändigt. Auch eine Wetterberatung gehörte dazu.

Nach einer kurzen und sehr kalten Nacht trafen wir uns am nächsten Tag um 08:45 Uhr zur Formationseinteilung und zum Tagesbriefing. Während Lothar in der Gruppe Golf mit ein paar Exoten flog, waren in Haralds und Ricardas Gruppe Delta bis auf eine Savage sechs weitere C42. Insgesamt 11 Formationen starteten dann im Fünf-Minuten-Takt Richtung Dessau. Und dieser Flug hatte es bereits in sich: Böiger Wind im Anflug auf EDAD und das Vertrautmachen mit seiner Formation und ihren Piloten stellte doch eine Herausforderung dar. Wenn man an vierter Stelle schon kurz vor der Schwelle ist und der Pilot vor einem einfach auf der Piste stehen bleibt, überlegt man schon, ob man nicht besser durchstartet. Aber diese Erfahrung machten während des Marathons einige Piloten.

In Dessau besuchten wir das "Hugo Junkers Museum" und nach einem Mittagessen ging es weiter nach Riesa-Göhlis. Dessen Anflug stellte einen erneut vor eine Herausforderung, da Platzrunden bei manchem Pilot scheinbar keine Bedeutung haben. Nach einem kurzen Stopp ging es dann zurück nach Brauna. Der Flug unter dem Begriff "Zur Wiege des deutschen Flugzeugbaus" hatte insgesamt eine Strecke von 317 km.

Abends stießen dann Hajo und Edith dazu und nach seinem Briefing und Einteilung in die Gruppe Tango verbrachten wir einen schönen geselligen Abend mit tollen Gesprächen mit Fliegerkameraden aus ganz Deutschland und der Schweiz. Am zweiten Tag machten wir uns früh morgens mit insgesamt 75 Maschinen auf zum 351 Kilometer langen Dreiländerflug. Der Formationsführer der Gruppe Delta lotste seine Formation zunächst zu einem tiefen Überflug über den Flugplatz von Görlitz und zeigte anschließend einen Privatflugplatz in Polen, bis auch er mit seiner Truppe Kurs auf Jelenia Góra (früher Hirschberg) nahm.

Am Fuße der Schneekoppe landeten wir auf einer schönen langen Graspiste und waren begeistert von der tollen Landschaft und der guten Luft in Polen. Das Funken im Ausland war kein Problem: Nur der Formationsführer funkt und hat den Transponder an! Nach einer Rast machten wir uns auf den Weg an der Schneekoppe vorbei durch das Riesengebirge. Dabei galt es, relativ schnell auf 5000 Fuß zu steigen. Es war eine traumhafte Route bis nach Mladá Boldeslav in Tschechien. Weil sich dort am Platz die Formationen knubbelten, mussten manche etwas rausfliegen und sich dann wieder einreihen- auch das war eine lehrreiche Erfahrung am Platz mit den zwei Graspisten.

Nach einem Imbiss und der Besichtigung des Luftfahrtmuseum „Metodéj Vlach“ bekamen wir etwas ganz besonderes geboten: Eine Flugvorführung der im Museum ausgestellten Repliken einer Fieseler Storch, einer Klemm KI 25 H, sowie einer amerikanischen Piper L4. Hier waren wir ebenfalls von der Freundlichkeit der Gastgeber begeistert. Der Rückflug nach Brauna ging dann entlang der Elbe durch die sächsische Schweiz. Hajo hatte das Glück, mit seiner Formation bis nach Dresden zu fliegen und sich dort die Altstadt von oben anzuschauen.

Der dritte Flugtag führte die Teilnehmer über den Spreewald rund um Berlin. Höhepunkt war der tiefe Überflug über das Schiffshebewerk Niederfinow und über die Gärten des Schloss Sanssousi in Potsdam. Der Zwischenstopp in Bienenfarm war ausgiebig und sehr gesellig: Hatten sich doch mittlerweile Freundschaften geschlossen und es wurde gefachsimpelt und beraten. Alleine schon wegen diesen Bekanntschaften und dem Austausch mit Fliegerkameraden hat sich der Marathon gelohnt.

Am Sonntag galt es dann für Hajo und Lothar, sich trotz herannahender Gewitterfront auf den Heimweg zu machen. Beide Maschinen kamen am Nachmittag unversehrt in Koblenz an. Harald und Ricarda hingegen hängten noch einen Urlaubstag in Berlin dran und können in diesem Zusammenhang den Flugplatz Strausberg nur wärmstens empfehlen. Für 3,70 Euro Landegebühr und einem Hallenplatz für 10 Euro am Tag und dazu einen tollen Service (Shuttle zur S-Bahn, Fahrkartenverkauf und ein komfortabler Arbeitsplatz für die Flugvorbereitung) kommt man gerne wieder.

Nach der letzten Landung in Brauna waren sich alle einig, dass sich die doch recht schwierige Anreise - eine tiefhängende Wolkendecke über dem Thüringer Wald, sowie Windböen von bis zu 22 Knoten- gelohnt hat. Es war ein Erlebnis, mit insgesamt bis zu 76 Maschinen in 11 Formationen zu fliegen.